Auszug aus „Ortsgeschichte Tütschengereuth“ von Hans Salberg:
Als Schulhaus wurde bis zum Jahre 1850 das im Jahre 1929 abgebrochene Gemeindehaus, und zwar zuerst das Erdgeschoß und später die Räume im ersten Stock, verwendet.
Hierüber stellte die Königl. Ortsschulkommission folgendes fest: „Das Gemeindehaus in Tütschengereuth ist zugleich Schulhaus und hat noch einen ersten Stock. Im unteren Teil des Hauses ist die Schulstube, die eng, dumpfig, feucht und zu klein ist, um die Kinder dem Geschlecht nach trennen zu können, indem es 14 Schuh (4,60 Meter) lang, 24½ Schuh (7,10 Meter) breit und 8 Schuh (2,32 Meter) hoch ist Der Schule fehlt die gänzliche Einrichtung, denn die Bänke sind so, daß die Kinder Bücher und Tafeln in Händen halten müssen. Neben der Schulstube ist als Wohnstube ein kleines Kämmerchen, welches 9 Schuh (2,61 Meter) lang, 7½: Schuh (2,18 Meter) breit und 8 Schuh (2,32 Meter) hoch ist, feucht und ungesund. Neben der Küche ist ein kleiner Raum für ein Stück Vieh und eine Kammer, welche als Holzlege dient. |
Der obere Teil des Hauses hat eine Ratsstube, welche hell und geräumig zur Schulstube wäre und nebst der Küche ein Stübchen, welches 13½Schuh (4,85 Meter) lang, 11¼ Schuh (3,25 Meter) breit und 8 Schuh (2,32 Meter) hoch ist. Das ganze Haus ist in einem höchst baufälligen Zustand.
Im Jahre 1850 kaufte die Gemeinde von der Bauerswitwe Eva Wirth, Hs.·Nr. 34 (jetzt Hs.-Nr. 21) aus ihrem Grundstück PL.-Nr. 426 einen Bauplatz um 90 Gulden und baute darauf ein Schulhaus.
Bereits im Jahre 1883 war die Schule zu klein. Es wurde ein Anbau in südöstlicher Richtung ausgeführt. Die Gesamtkosten betrugen 3.969,62 M. Zur Deckung dieser Kosten wurde ein Schuldkapital von 3.400 M. bei der Wohltätigkeitsstiftung in Bamberg aufgenommen, welches in 20 Jahren zurückzuzahlen war. Die Rückzahlung konnte aber schon viel früher erfolgen, da die Gemeinde reichliche Zuschüsse erhielt. Die Schulstube war nun 10 Meter lang, 6 Meter breit und 3 Meter hoch. Sie hatte 8 Fenster und war deshalb sehr hell. Jedoch die Lehrerwohnung hatte viele Mängel.
Neubau
Im Laufe der Jahre war das alte Schulhaus in pädagogischer sowie auch in hygienischer Hinsicht den Ansprüchen einer modernen Lehranstalt nicht mehr gewachsen. Wie bereits oben erwähnt, wurde schon im Jahre 1914 von den Bürgern beschlossen, das Schulhaus zu erweitern und umzubauen. Jedoch der Erste Weltkrieg machte dieses Bauvorhaben zunichte. Im Jahre 1938 wurde der zweite Plan zu einer Erneuerung gefertigt. Aber auch er konnte durch den Zweiten Weltkrieg nicht ausgeführt werden. Nachdem dann 1957 der Schulhausbau in Tütschengereuth zu den dringendsten Fällen im Landkreis gehörte, beschlossen die Bürger, das Schulhaus umzubauen.
Die Architekten A. + H. Krug Gaustadt, wurden beauftragt, das Schulhaus umzubauen und nach der vorhandenen Kinderzahl entsprechend zu erweitern. Gefordert wurden zwei Schulsäle, ein Gruppenraum und die notwendigen sanitären Anlagen (WC). Außerdem eine komplette Lehrerdienstwohnung und eine Einliegerwohnung für eine alleinstehende Lehrkraft. Dies bedeutete für die Herrn Architekten, daß das vorhandene alte Schulgebäude aufgestockt werden mußte, ferner war ein Anbau unerläßlich. Der amtliche Bauplan Nr. 837/57 wurde im Sommer 1957 eingereicht, und bereits im Herbst wurde mit dem Schulhausbau begonnen. Das vorhandene alte Schulgebäude wurde aufgestockt, ein Anbau vorgenommen. Die Aufstockung enthält eine große und eine kleine Lehrerdienstwohnung. Im umgebauten Erdgeschoß und neuerbauten Anbau sind die beiden Schulsäle mit dem notwendigen Gruppenraum, dem Garderobenraum und den notwendigen sanitären Anlagen (WC). Außerdem ist noch im Erdgeschoß ein Jugendraum vorhanden. Bereits am 21. Juni 1958 konnte das Richtfest gefeiert werden. Die Kosten für den Rohbau waren ca. 40.000 DM. |
Bericht über den Schulhausbau aus dem Bamberg Volksblatt 1958
Schulgebäude heute
Seit einigen Jahren wird in der Tütschengereuther Schule kein Schulunterricht mehr abgehalten. Während der Kirchenrenovierung (2005/2006) hat ein Unterrichtsraum als Notkirche gedient.
Heute werden die Räume von der Singgemeinschaft und Dorfmusik als Probenräume genutzt, von der Vhs Landkreis Bamberg als Übungsräume und im Obergeschoss hat die KLJB ihren Treffpunkt.
2018 – Nach 60 Jahren kam der Bagger
Das erste Schulhaus wurde im Jahr 1850 hier von der Gemeinde erbaut. Bereits 1883 musste man feststellen, dass das Schulhaus zu klein war. Im Jahr 1914 wurde beschlossen das Schulhaus zu erweitern, aber es kam der 1.Weltkrieg. Im Jahr 1938 sollte dann ein Neubau errichtet werden, aber es folgte der 2. Weltkrieg und so mussten die Tütschengereuther bis zum Jahr 1958 warten, bevor die „neue Schule“ am 05.10.1958 eingeweiht wurde.
Nach 60 Jahren kam am 31.01.2018 das Ende der „alten Schule“ und es ruckte der Bagger an. Hier gibt es Bilder vom Abriss.
Im Zuge der Dorferneuerung soll ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen. Ob die Tütschengereuther das neue Dorfgemeinschaftshaus so lieben werden wie ihre „alte Schule“?