Tütschengereuther Steinbrüche & warum die Tütschengereuther die „Staabeißer“ sind.
Auszug aus „Ortsgeschichte Tütschengereuth“ von Hans Salberg:Neben den Kalksteinen wurden in Tütschengereuth sehr reichlich andere Steine gefunden, welche als Mauersteine. Pflastersteine und Wegbausteine Verwendung fanden. So entwickelte sich eine nicht unbedeutende Steinindustrie.
Den Anstoß dazu ergab die Erbauung der Eisenbahnlinie Bamberg-Würzburg und der Straßen Bamberg-Schweinfurt und Trosdorf-Trabelsdorf um die Jahre 1830. Eine auswärtige Firma ließ um diese Zeit in Tütschengereuth Steine brechen. Nach Abzug der Firma wurden neue Steinbrüche erschlossen und das Steinebrechen fortgesetzt. |
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Die Stadt Bamberg und zahlreiche Straßenbaufirmen waren gute Abnehmer. Als in den Jahren 1922 und 1923 die Staustufe Viereth erbaut wurde, hat die Baufirma Albert, Nürnberg, wieder einen umfangreichen Steinbruchbetrieb eröffnet. Es wurde ein Gleis vom Steinbruch des Johann Rottmann, Hs.-Nr. 36, zum Steinbruch des Andreas Rottmann. Hs.-Nr. 52. und von da weiter nach Viereth zum Main gelegt. Auch ein Steinbruch in Viereth wurde angeschlossen. In diesem Betrieb waren 70 bis 80 Arbeiter und einige Angestellte tätig. Die Arbeiter verdienten viel Geld, aber die Inflation machte es fast wertlos. So betrug der Stundenlohn für einen Steinbrecher 720.000 Mark. Das Lohnbüro war in der Schloßwirtschaft Brehm. Als Schreibkraft war Michael Salberg. Hs.-Nr. 46, beschäftigt. Nach der Vollendung der Staustufe Viereth wurde der Steinbruchbetrieb stillgelegt. Es wurden noch in einzelnen Steinbrüchen Steine gebrochen. |
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Die Tütschengereuther Staabeißer
von Karlheinz Pfohlmann und Bernd Riemke Einen Rückschluss auf die Spielweise der ortsansässigen DJK lässt der Beiname sicherlich nicht zu, doch seit vielen Jahren werden die Fußballer des Kreisligisten gemeinhin als „Staabeißer“ bezeichnet. Worin dieser Titel seinen Ursprung hat und wie lange die Tradition lange vor dem Fußball schon vorherrschte, lesen Sie im anpfiff-Historienbericht.
Wie die Bewohner vieler Orte in der Gegend wurden die Tütschengereuther früher von den umliegenden Ortschaften mit einem Spitznamen bedacht. Während die Trosdorfer „die Fuldaer“, die Weipelsdorfer „die Kraken“ und die Weiherer „die Kuckuck“ waren, hänselte man die Tütschengereuther als „die Staabeißer“. Die Wurzeln für diesen Namen liegen darin begründet, dass es in Tütschengereuth schon immer sehr viele Steine gegeben hat. So war es z.B. viele Jahre lang üblich, dass die Tütschengereuther Schüler anstelle von Sportunterricht mit dem Lehrer zum Sportplatz wanderten und dort Steine vom Fußballplatz auflesen mussten, damit die Verletzungsgefahr für die Spieler geringer wird. Die damaligen Platzverhältnisse waren jedenfalls mit den heutigen überhaupt nicht vergleichbar.
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Steine als „Lebensgrundlage“
Der Steinreichtum in Tütschengereuth sorgte auch für ein Zubrot der ländlichen Bevölkerung. Seit Jahrhunderten wurden Steine gewerbsmäßig gebrochen, welche als Mauer-, Wegbau- und vor allem als Pflastersteine Verwendung fanden. Der Bau der Eisenbahnlinie Bamberg-Würzburg und der Straße Bamberg-Schweinfurt um das Jahr 1830 gab den Anstoß für die Entwicklung einer nicht unbedeutenden Steinindustrie. Immer mehr Steinbrüche wurden erschlossen und zahlreiche Straßenbaufirmen, aber vor allem die Stadt Bamberg waren gute Abnehmer. Berühmtes Beispiel für die Verlegung von „Tütschengereuther Pflaster“ ist der Bamberger Domplatz oder jüngst der Treidelpfad für die Landesgartenschau, bei dessen Bau das ursprüngliche Tütschengereuther Pflaster wieder hergestellt werden soll. Aber auch an vielen anderen Stellen der Bamberger Altstadt trifft man den groben Tütschengereuther Buntsandstein. |
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Mit dem Bau der Staustufe Viereth 1922 erlangte das Steinbrechen in Tütschengereuth neue Dimensionen, denn es wurde extra ein Gleis von Viereth nach Tütschengereuth gelegt, um den Abtransport der Steine mit Loren zu erleichtern. Viele Arbeiter verdienten zu dieser Zeit ihr Brot mit dem Sprengen, Brechen und Zerkleinern der Steine. In der Schlosswirtschaft Brehm war sogar ein eigenes Lohnbüro eingerichtet. Die Arbeiter verdienten viel Geld, zu Spitzenzeiten 720 000 Mark in der Stunde. Doch leider machte die Inflation das Geld fast wertlos. Nach der Vollendung der Staustufe Viereth wurden die Steinbruchbetriebe nach und nach eingestellt und seit etwa 1965 werden in Tütschengereuth keine Steine mehr gebrochen. |
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Relikte heute noch sichtbar
Andreas Rottmann, der lange Jahre das Trikot des SV/DJK trug, nennt noch heute einige Relikte aus der damaligen Zeit, wie beispielsweise den typischen Steinbruchhammer, sein Eigen. Streunt man mit ihm durch die nahegelegenen Wälder, trifft man noch heute auf markante Stellen in der Landschaft, die Reste der alten Gleisanlage zwischen Tütschengereuth und Viereth oder auch alte Abkippstellen für die Loren im Wald zeigen. Der letzte Steinbruch, in dem aktiv gearbeitet wurde, betrieb die Familie von Michael Schwind anfangs der 1960er Jahre. Michael Schwind, einer der besten Fußballspieler, die der Verein hervorbrachte, brach und zerkleinerte selbst noch im eigenen Steinbruch.Eine Idee und deren Umsetzung
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Als der damalige Spielertrainer Erwin Barnikel 1992 auf die Idee kam, mit einem Vereinsheft die Mannschaftskasse etwas aufzubessern und nach einem originellen Namen für das Heftchen gesucht wurde, hatte Spielleiter Heribert Schneiderwind die zündende Idee: „Die Staabeißer“! Sofort waren alle begeistert und die aus Tütschengereuth stammende Karikaturistin Christiane Pfohlmann entwarf ein eigenes Staabeißer-Logo, welches bis heute das Titelblatt des Tütschengereuther Fußball-Blättlas ziert. Das Heft wird an die Tütschengereuther Haushalte verteilt und liegt in mehreren Gaststätten der Umgebung sowie in der Esso-Tankstelle Burger in Bischberg aus. Durch die Verbreitung des Fußball-Blättlas hat sich der Name „Staabeißer“ wieder eingebürgert und wird immer mehr auch als Spitzname für die Fußballer verwendet. |
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Christiane Pfohlmann hat das Logo der „Staabeißer“ entworfen, das noch heute auf dem Stadionheft der SV DJK Tütschengereuth 1928 e.V. prangt. |
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